280 Tage, 40 Wochen, 9 Monate. Es dauert genau drei Trimester, bis sich im Körper einer Frau ein neues Leben bildet und auf die Welt kommt. Mit der Geburt endet jedoch nichts, im Gegenteil. Es beginnt nicht nur die Betreuung eines Neugeborenen, sondern auch das vierte Trimester, das ebenso viele Veränderungen mit sich bringt wie die Schwangerschaft selbst. Schnallen Sie sich an, Sie stehen kurz vor dem vierten Trimester!
Der amerikanische Kinderarzt Harvey Karp hat erstmals den Begriff viertes Trimester erfunden, wonach sich dieser Zeitraum auf die ersten drei Monate nach der Geburt des Babys bezieht. Nach seiner Theorie werden Kinder zu früh geboren, und wenn sie sich anders entscheiden könnten, würden sie etwas mehr Zeit im Körper ihrer Mutter verbringen. Insbesondere drei Monate. Gerade deshalb ist es laut Dr. Karp wichtig, die ersten drei Monate nach der Geburt als ein weiteres Trimester wahrzunehmen, in dem sich nicht nur das Baby noch entwickelt, sondern auch der Körper der Mutter verändert sich hormonell.
Was bringt das vierte Trimester?
Neun Monate lang freut sich eine Frau auf ihr Baby und kann es kaum erwarten, es zum ersten Mal zu sehen. Von allen Seiten hört sie, dass sie den Schmerz der Geburt vergessen wird, sobald sie ihr Baby endlich in den Armen hält. Allerdings erzählen nur wenige Menschen der werdenden Mutter die Kehrseite der ersten Wochen nach der Geburt. Tatsache ist, dass ein Hormonschub eine ziemlich wilde Achterbahnfahrt der Gefühle auslösen kann. Viele Mütter sind vor allem in der sechsten Woche verzweifelt, ängstlich und haben das Gefühl, dass sie sich nicht um das Baby kümmern können. Eine große Veränderung und insbesondere die Verantwortung für einen lebenden Menschen können ihren Tribut in Form einer postpartalen Depression fordern, die von vielen (Ärzten, Familienangehörigen, aber auch Müttern) immer noch auf die leichte Schulter genommen wird.
Postpartale Veränderungen hängen jedoch nicht nur mit hormonellen Schwankungen und der psychischen Verfassung zusammen. Auch der Körper der Frau, die das Kind zur Welt gebracht hat, leidet. Viele Mütter leiden unter unerträglichen Schmerzen durch Reißen und Nähen, manche leiden unter goldenen Adern, Inkontinenz, Blutungen und, nicht zu vergessen, schmerzhaftem Stillen. Natürlich ist es nicht so einfach, sich damit auseinanderzusetzen, wie der Körper einer frischgebackenen Mutter einige Wochen nach der Geburt aussieht. Auch die körperliche Verfassung von Müttern kann durch schwankende Hormonspiegel beeinträchtigt werden, was bei manchen Frauen zu ähnlichen Symptomen wie während der Schwangerschaft führen kann
Was ist mit Baby?
Vor der Geburt genoss das Baby den Komfort im Bauch der Mutter. Es lauschte dem Summen des Blutes, das durch die Adern der Gebärmutter pulsierte, und war an seine beengten, dunklen Räume gewöhnt. Deshalb ist es sehr wichtig, bereits kurz nach der Geburt diese vertraute Umgebung für das Baby zu schaffen. Das Baby muss in Wickeltuch oder in eine Babydecke gewickelt, geschaukelt und ggf. muss sog. Weißes Rauschen losgelassen werden, das das Geräusch der Gebärmutter imitiert. Es hilft auch die feste Umarmung vom Baby und Mutter, Körper auf Körper. Viele Babys, die nach der Geburt Probleme mit dem Schlafen haben, sollten zum Schlafen in spezielle Nester gelegt werden, die in ihrer Form der Lage des Babys im Bauch nachempfunden sind und sogenanntes beruhigende Reflex auslösen.
Ein Neugeborenes gewöhnt sich wie eine Mutter an etwas Neues, Unbekanntes und ist vollständig auf die Fürsorge der Eltern angewiesen. Im Gegensatz zu vielen anderen Säugetieren kann es unmittelbar nach der Geburt nicht laufen und entwickelt sich viel langsamer. Ein Baby wird nur mit Reflexen und Instinkten geboren, mit denen es auf sich aufmerksam macht und seinen Eltern mitteilt, dass es ihre Hilfe braucht. In den ersten drei Monaten sollten dem Baby möglichst viele Reize „gepusht“ werden, die zur Verbesserung der Sinne und zur Anpassung an die neue Welt beitragen. Während dieser Zeit ist das Gehirn des Babys wie ein Schwamm und „saugt“ alle neuen Informationen auf.
Sie müssen sich darauf vorbereiten, dass das Baby im vierten Trimester viel mehr schreit als in den folgenden Monaten. In diesen Monaten ist es notwendig, dem Baby Liebe, Berührung und Fürsorge zu schenken, wann immer es durch Weinen „zwingt“. Sie müssen überhaupt keine Angst haben, dass Sie das Baby mit diesem Verhalten verwöhnen. Die ersten Wochen nach der Geburt sind instabil und das Baby hat noch keinen Tagesablauf etabliert. Es schläft, kackt und weint viel, zu jeder Tages- und Nachtzeit.
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Vergessen Sie nicht, dass…
- … Sie machen es toll. Egal wie oft Ihr Baby weint und Sie mit ihm weinen, seien Sie sich darüber im Klaren, dass Sie ein neues Leben auf die Welt bringen konnten und dass allein das schon etwas bedeutet. Das vierte Trimester ist vorbei und danach werden Sie und Ihr Baby ein tolles, gut eingespieltes Team sein.
- … nicht jede Minute wird perfekt sein, und das ist in Ordnung. Serien, Filme, Bücher und vor allem soziale Netzwerke beschreiben Mutterschaft als einen Spaziergang im Rosengarten. Die Betreuung eines Babys ist schön und voller Liebe, aber auch anspruchsvoll, stressig und manchmal eintönig. Wenn Sie das Gefühl haben, dass die negativen Gefühle viel größer sind als die guten, scheuen Sie sich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
- … Babys sind weder gut noch schlecht. Sie sind einfach Babys, Lebewesen mit eigener Persönlichkeit. Manche schlafen besser als andere, saugen mehr, weinen weniger und machen schnellere Fortschritte, aber das bedeutet nicht, dass es Ihrem Baby „schlecht“ geht.
- … Ihr Körper ist schön und stark. Er verändert sich, ja, und er wird nie wieder so aussehen wie zuvor, aber er hat in neun Monaten und einer Geburt großartige Arbeit geleistet und tut dies auch nach der Geburt weiterhin. Schließlich kann er Muttermilch machen, ein Baby auf dem Arm wiegen und ihm Schlaflieder vorsingen, und genau das will Ihr kleines Bündel.
- … Sie sind nicht allein. In den ersten Monaten nach der Geburt fühlen sich manche Mütter isoliert. Die meiste Zeit des Tages ist man allein mit dem Baby zu Hause, hat keine Zeit für Freundinnen und findet kaum Zeit für den Partner und sich selbst. Wenn Sie das Gefühl haben, dass diese Einsamkeit Sie verschlingt, melden Sie sich. Ein Kinderarzt, Gynäkologe, Partner, aber auch Eltern und Angehörige werden Ihnen mit Sicherheit die nötige Unterstützung geben.
Das vierte Trimester ist die Zeit, in der sich Mutter und Kind kennenlernen und sich aneinander und ihre neuen Rollen gewöhnen. Scheuen Sie sich nicht, offen mit Ihrem Partner und Ihren Lieben darüber zu sprechen, was Sie erleben, egal ob diese Gefühle positiv oder negativ sind. Und denken Sie daran, dass das vierte Trimester, wie alles, irgendwann zu Ende geht und die Mutterschaft schließlich wirklich schön sein wird.